Audi Q7 – Der domestizierte Geländegänger

by • 13. Juli 2015 • featured, MobilitätComments (0)2971 •

Beeindruckende Front: Der neue Q7 hat es faustdick hinter dem Kühler

Beeindruckende Front: Der neue Q7 hat es faustdick hinter dem Kühler

Andere SUV-Hersteller reden von Wattiefen, Böschungswinkeln und Steigfähigkeit, Audi redet beim Q7 von Technologie und Assistenzsystemen. Zu Recht, denn das üppig dimensionierte SUV sucht in dieser Beziehung zurzeit seinesgleichen.

Am Anfang war das Gelände. Unüberwindbar. Rau. Ein Hindernis eben. Dann kam der Geländewagen, um dieses zu überwinden. Heute steht die Hochbeinigkeit nicht mehr so für den Geruch nach Abenteuern, sondern vielmehr für kommodes und vor allem geräumiges Reisen. Genau das kann Audis größtes Modell der Q-Baureihe, der Q7 besser als je zuvor und vielleicht auch besser als viele andere.

Mit gut 5 Metern Länge setzt Audis Größter auch optisch Akzente

Mit gut 5 Metern Länge setzt Audis Größter auch optisch Akzente

Diät

Downsizing ist megatrendy. Das gilt auch für den Q7. Im Vergleich zu seinem Vorgänger hat das – Pardon – Dickschiff, mehr als 300 Kilo abgespeckt. Ein einzelnes Diätgeheimnis gibt es nicht, mit fast 100 Kilo haben Karosserie und Türen aber eine beachtlichen Anteil an diesem Gewichtsverlust. Dennoch ist der Q7 stattlich geblieben: 5,05 Meter lang, 1,97 m breit und 1,74 m hoch, da wird es in manchem Parkhaus schon recht eng. Im Gegenzug bekommt man Platz satt und das optional auf sieben Sitzen. Steht also unvermutet die halbe Fußballmannschaft des Nachwuchses am Sportplatz parat, dann lässt sich dieses Problem schnell lösen, denn in der motorisch ausklappbaren, dritten Reihe dürfen zwei Kinder bis zu 36 Kilo sitzen.

Displays nach Gusto: An Informationen herrscht im Q7 kein Mangel

Displays nach Gusto: An Informationen herrscht im Q7 kein Mangel

Sind alle Passagiere verstaut, kann sich die der Fahrer dem Infotainment widmen. Neben dem zentralen Display kommt er – wenn er das bei der Bestellung angekreuzt hat – auch noch Audis ausgezeichnetes „Virtual Cockpit“, das das gewohnte Fahrerinformationssystem ersetzt. Technisch verbirgt sich dahinter ein TFT-Bildschirm mit 12,3 Zoll Diagonale und einer Auflösung von 1.440 x 540 Pixeln, der gestochen scharfe, faszinierend detailreiche Darstellungen zeigt. Die Nadel des Drehzahlmessers etwa wird pro Sekunde 60 mal neu berechnet, um absolut flüssig zu laufen. Der Fahrer kann zwischen zwei Oberflächen wechseln. Im „Infotainment“-Modus dominiert ein zentrales Fenster die Ansicht – es bietet Themen wie der Navigationskarte oder den Listen aus den Bereichen Telefon, Radio und Audio eine große Bühne. Der Drehzahlmesser und der Tachometer sind links und rechts als kleine Rundinstrumente zu sehen. In der klassischen Ansicht ist das Mittelfenster kleiner, die Instrumente erscheinen etwa so groß wie Analoganzeigen.

Das mag wie eine Spielerei wirken, erlaubt es aber, dem Fahrer stets perfekt auf ihn zugeschneiderte Informationen zu liefern, egal, ob es darum geht, was gerade von einer der zahlreichen Audioquellen gestreamt wird oder ob er über eine detaillierte Kartendarstellung ans Ziel geleitet werden soll. In der Folge ist es gleichgültig, ob auf dem Zentraldisplay gerade der Beifahrer herumspielt, um neue Musik auszusuchen, auf der Karte nach einem Restaurant zu suchen oder ob dort gerade Details eines Telefonates eingeblendet werden. Ist auch das nicht genügend fahrerzentriert, bleibt das ebenfalls optionale Head-up-Display, das die wichtigsten Infos in die Scheibe einspiegelt.

Auch die Passagiere in der zweiten Reihe können informationstechnisch Luxus genießen. Statt der sonst üblichen, fest in die Kopfstützen integrierten Bildschirme setzt Audi beim Q7 erstmals auf das „Audi Tablet“. Dahinter verbergen sich Android-Tablets mit einer speziellen Software, die die Kommunikation in beide Richtungen erlaubt: Die Fondpassagiere können beispielsweise eine geplante Route an den Fahrer schicken, umgekehrt kann der Fahrer für sie von der MMI Navigation plus aus ein Radio- oder Medienprogramm starten. Die Klangausgabe erfolgt über das bordeigene Soundsystem oder über Kopfhörer. Das Audi Tablet, welches das Betriebssystem Android nutzt, unterstützt die NFC-Technologie (NFC = Near Field Communication), mit der sich Daten vom Smartphone per Annäherung übertragen lassen. Es verfügt über 32 Gigabyte internen Speicher und kann mittels microSD-Karte noch um zusätzlichen Speicher erweitert werden. Als technisches Herzstück fungiert der neue, superschnelle Tegra 40-Prozessor von NVIDIA.

Wer mag, kann Buchstaben auf das Touchpad zeichnen, um sich dem Audi mitzuteilen

Wer mag, kann Buchstaben auf das Touchpad zeichnen, um sich dem Audi mitzuteilen

Betreutes Fahren

Genug des Infotainments, die wahre Stärke des Q7 sind seine Assistenzsysteme. Besonders eines der Systeme wollen wir da mal näher beleuchten, doch lassen wir uns zunächst den Namen auf der Zunge zergehen: „Prädiktiver Effizienzassistent“. Dahinter verbirgt sich nicht mehr und nicht weniger als eine extrem clevere Erweiterung der „Adptive Cruise Control“, also der automatischen Distanzregelung. Das Vorausschauende dabei ist die Einbeziehung der GPS-Daten und somit der vor dem Fahrzeug liegenden Route. Der Prädiktive Effizienzassistent erkennt Kurven, Kreisverkehre und Kreuzungen, Gefälleabschnitte, Ortschaften oder Tempolimit-Schilder – in vielen Fällen lange bevor der Fahrer sie sieht. Im Kombiinstrument beziehungsweise im Audi Virtual Cockpit erscheint dann ein entsprechender Hinweis. Falls dort der Assistenz-Screen aktiv ist, sind differenzierte Grafiken zu sehen. Wenn der Fahrer es wünscht, rollt der Q7 dann sogar im Freilauf auf Tempolimits oder andere Langsamfahrstellen zu und regelt die Geschwindigkeit hinterher wieder auf das gewünschte Niveau hoch – komfortabler geht es zurzeit kaum.

Die Sorgfalt des großen Audi hört nicht auf, wenn man angehalten hat

Dazu kommt natürlich die komplette Flöte der bisher schon bekannten Systeme, ob Abbiegeassistent oder Lane Assist, eben all das, was mit der aktuellen Sensortechnik schon machbar ist. Ebenfalls neu: Der Ausweichassistent. Der macht auf dem Papier das, was der Name besagt: Im Falle einer drohenden Kollision warnt er zunächst den Fahrer, bevor der Q7 dann selbsttätig einen Ausweg sucht. Dabei helfen ihm Videokamera und Radarsensoren, mit denen er vorausfahrende oder dort stehende Fahrzeuge in die Berechnungen einbeziehen kann. Die Sorgfalt des großen Audi hört übrigens nicht auf, wenn man angehalten hat, denn dann werden die Sensoren, die sonst vor verkehr im toten Winkel warnen, dazu genutzt, aussteigende Passagiere vor vorbeifahrenden Autos oder Radfahrern zu warnen. Als Warnsignale kommen in diesem Fall die LED-Lichtleiter der Innenraumbeleuchtung zum Einsatz, das ist wahrhaft multifunktional.

On the Road

Liest sich das nur gut oder fährt das auch so? Schon bei Einsteigen in den Q7 fühlt man sich wohl. Viel Platz, elegant inszeniert und mit den zahllosen Details versehen, die die gesamte Produktfamilie prägen, da ist klar, dass man in einem Audi sitzt. Bedienung und Eingabe funktionieren so wie erwartet, alle Sinne werden ansprechend verwöhnt. Ja, das Virtual Cockpit ist sicherlich kein Muss, aber es sieht eben bestechend gut aus und gerade ältere Fahrer, die sonst Schwierigkeiten haben, ständig zwischen Nah- und Fernbereich hin und her zu fokussieren, werden diese Form der Darstellung zu schätzen wissen.

Here we go - wenn es sein muss auch abseits befestigter Wege

Here we go – wenn es sein muss, auch abseits befestigter Wege

Das Gestühl ist gut dimensioniert, lässt sich je nach Ausstattung nahezu unendlich variieren und somit perfektionieren und schafft so ideale Arbeitsbedingungen. Dabei kann man eigentlich gar nicht von Arbeit sprechen, wenn man den Q7 pilotiert. Lässt man die Assistenzsysteme machen, dann haben Hände und Füße ungewohnt viel Freizeit. Ein Lernprozess, sicher, aber ein willkommener. Die Abstandsautomatik erlaubt es in Verbindung mit dem Spurassistenten, den Blick schon mal vom löchrigen Asphalt abzuwenden, das verführt zwar dazu, sich auch mal mit anderen Dingen zu beschäftigen, doch dann lieber so als völlig unassistiert, oder? Das – wenn geordert – brillante Soundsystem von Bang & Olufsen erfüllt den nicht gerade kleinen Innenraum dazu mit dreidimensional anmutenden Klängen.

 

Ach so, Motoren gibt es natürlich auch noch, die erscheinen bei der Fülle an Funktionen aber fast sekundär. Den Einstieg markiert ein 3.0 Liter großer TDI mit 272 PS und 600 Nm für 60.900 Euro, der Benziner ist ebenfalls ein 3.0 Liter großer Sechszylinder, hier mit 333 PS und440 Nm und zu Preisen ab 62.900 Euro. Dass es dabei nicht bleibt, ist klar, denn auch wenn serienmäßig schon so einiges an Bord ist, erst Leckereien wie die Assistenzsysteme und ein schönes Soundsystem machen aus dem Q 7 den Langstreckengenuss, den wir erleben durften. Freunden Sie sich also schon mal mit einer führenden 8 an, sonst macht das Konfigurieren keinen richtigen Spaß.

 

Audi Q7
Ab 60.900 Euro
www.audi.de

Mit dem Q7 definiert Audi momentan das Machbare in Sachen Assistenzsystemen. Das bringt maximale Sicherheit und einen Komfort, der aufzeigt, wohin das Thema Autonomes Fahren uns in der Zukunft führt.

Wertung

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