Quadratur des Kreises – Mercedes S 500 Plug-In Hybrid

by • 17. September 2014 • MobilitätComments (0)2550

Mercedes erster Plug-In Hybrid beflügelt die S-Klasse

Mercedes erster Plug-In Hybrid beflügelt die S-Klasse

Da ist er, Mercedes’ erster Plug-In Hybrid. Die S-Klasse hat den modernen Antrieb als erstes implantiert bekommen und wir konnten das surrende Schmuckstück schon durch Kopenhagen bewegen. Kann eine Luxuslimousine den Verbrauch eines Kleinwagens unterbieten?

Klare Verhältnisse, hier wird der Stromfluss visualisiert

Klare Verhältnisse, hier wird der Stromfluss visualisiert

Hör mal. Man hört nichts. Na ja, fast nichts. Das typische, aber dezente Surren des Elektromotors ist schon zu bemerken, vermutlich haben die Ingenieure dieses noch extra feinabgestimmt, damit es perfekt zur großen Limouine passt. Der S 500 mit den zwei Herzen säuselt durch die Straßen der dänischen Metropole und so manch quietschendes Fahrrad ist lauter als die Luxuslimousine.

 

Von der 500 sollte man sich nicht täuschen lassen, unter der Haube arbeitet „nur“ ein Sechszylinder, doch dieser produziert bereits 333 PS und 480 Nm. Der Elektromotor liefert weitere 85 kW, also 115 PS und nochmals 340 Nm. Damit die bewährte 7-Gang Automatik da nicht ins Schwitzen kommt, wird das Gesamtdrehmoment bei 650 Nm abgeregelt. Das ist mehr als genug, denn der S 500 marschiert in strammen 5,1 Sekunden auf 100 Sachen.

 

Rein elektrisch

S500 PLUG-IN HYBRID, Kopenhagen 2014

Normalerweise kann man der Bordelektronik getrost die Wahl der richtigen Antriebsform überlassen, auf Wunsch geht es aber auch rein elektrisch voran. Dann liefert die 8,7 kWh fassende Batterie hinter der Rücksitzbank, die das Ladevermögen ein wenig einschränkt, Strom für bis zu 33 km Distanz. So etwas ist perfekt, wenn man in Umweltzonen einfahren möchte oder einfach nachts geräuschlos durch das Wohngebiet gleitet. Geladen wird der Kraftprotz über einen Anschluss in der hinteren Stoßstange. Die integrierte Ladeelektronik erlaubt es, die leere Batterie an einer Wallbox in zwei Stunden wieder aufzuladen, an einer haushaltsüblichen Steckdose geht das auch – im Optimalfall in zweieinhalb Stunden.

 

Ein Schwerpunkt bei der Entwicklung war die optimale Nutzung des Hybridantriebes, dazu ersonnen die Entwickler eine ganze Reihe von unterschiedlichen Betriebsmodi, die den Hybrid im S 500 optimal nutzen. Optimale Resultate soll der Hybrid-Modus in Kombination mit E+ und aktivierter Zielführung bringen, denn dann errechnet der Bordcomputer anhand der zu fahrenden Route samt Höhenunterschieden, wann er den elektrischen Antrieb idealerweise ins Spiel bringt – beeindruckend. Am Ende des Artikels zitieren wir nochmals unverblümt aus der Pressemeldung, die Vielzahl der Varianten ist einfach zu beeindruckend, um sie nicht zu erwähnen.

 

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Bequem, bequemer, Mercedes Benz: Zielgenaue Vorklimatisierung per App

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Nach so viel Technik bleibt uns noch der Blick auf die Ausstattung. Der S 500 Plug-In Hybrid kommt mit viel Luxus daher, ein ganz besonderes Highlight ist aber die „erweiterte Vorklimatisierung“. Gibt der Fahrer, beispielsweise über das Webportal Mercedes connect me, seien Abfahrtszeit ein, dann errechnet das System die notwendige Klimatisierung oder Beheizung und startet rechtzeitig damit, sodass beim Einsteigen die Wunschtemperatur anliegt. Beim Vorwärmen kmert sich das System nicht nur um die Luft im Innenraum, sondern auch um Sitze, Lenkrad und die Armauflagen in den Türen und der Mittelkonsole. Noch Fragen? Ach ja, vermutlich, was der ganze Spaß so kostet. Der Einstieg beginnt bei 108.944,50 Euro. Dafür bekommt man ultimativen, zeitgemäßen Luxus. Den Hybrid gibt es nur in der Langversion und trotz der nicht unerheblichen Abmessungen kommt die elektrifizierte S-Klasse auf einen sagenhaften NEFZ-Verbrauch von nur 2,8 Litern.

 

Hier nun die Details aus der Pressemeldung

Hybrid: Wie der Name schon signalisiert, bietet dieser Standard-Modus hybridisches Fahren, kombiniert also den Betrieb von Elektro- und Verbrennungsmotor. In welchem Maß der Elektromotor dabei zur Optimierung des Verbrauchs oder zum besonders dynamischen Antritt per Boost-Funktion eingesetzt wird, hängt neben der Fahrweise des Kunden vom Ladezustand der Batterie und vom jeweiligen Fahrprogramm ab. Drei Fahrprogramme stehen in diesem Modus zur Wahl und können per Fahrprogrammschalter aktiviert werden: Das Fahrprogramm E (Economy) ist Standard, der E-Motor wird sowohl zu Gunsten von Effizienz als auch von Fahrspaß genutzt. Für die E-Maschine wird eine Leistungsreserve vorgehalten, dadurch ist maximaler zusätzlicher Schub möglich. Im Fahrprogramm E+ (Economy +) geht es um maximale Verbrauchseinsparung, alle Features der intelligenten Betriebsstrategie sind in E+ aktiv. Dabei wird die Energieeffizienz des Hybrids möglichst stark ausgenutzt, indem zum Beispiel im Schubbetrieb möglichst viel gesegelt und erst beim Auflaufen auf ein vorausfahrendes Fahrzeug zunehmend rekuperiert wird. Das Fahrprogramm E+ nutzt dazu Radartechnologie, zu den Details siehe den Abschnitt „Verkehrsbasierte Betriebsstrategie“. Im Fahrprogramm S (Sport) dominiert die sportliche Ausprägung des Antriebsstrangs. Das Getriebe wählt die Schaltpunkte zu Gunsten der Agilität. Auf rein elektrisches Fahren wird verzichtet. Die dadurch in größerem Maße verfügbare elektrische Energie wird für den elektrisch unterstützenden Boostbetrieb eingesetzt.

 

E-Mode: In dieser Betriebsart ist der S 500 PLUG-IN HYBRID so viel wie möglich rein elektrisch unterwegs. Damit der Fahrer nicht per Tritt aufs Fahrpedal den Verbrennungsmotor versehentlich zuschaltet, ist in diesem Modus automatisch das haptische Fahrpedal mit Druckpunkt aktiviert. Erst wenn der Fahrer den spürbaren Druckpunkt des Pedals überwindet, schaltet sich der Verbrennungsmotor zu.

 

E-Save: Der Ladezustand der Batterie, wie er bei Aktivierung dieser Betriebsart bestand, wird hier erhalten. So kann zum Beispiel eine voll geladene Batterie vorgehalten werden, wenn später noch eine rein elektrische Fahrt etwa in einer Großstadt ansteht. Eine E-Fahrt in dafür besonders günstigen Situationen, etwa nach kurzen Stopps, wird weiterhin zugelassen, aber so dosiert, dass der Ladezustand nicht unter den beim Drücken der Taste gesetzten Wert fällt.

Charge: Hier wird die Hochvolt-Batterie im Fahrbetrieb mit Hilfe des Verbrennungsmotors aufgeladen. Dabei werden auf jegliche E-Fahrt und Boostbetrieb verzichtet. Unter optimalen Rahmenbedingungen kann eine leere Hochvolt-Batterie in nur etwa einer halben Stunde voll aufgeladen werden. Sobald die Hochvolt-Batterie voll ist, wird automatisch in den Modus E-Save gewechselt.

 

Streckenbasierte Betriebsstrategie

Die streckenbasierte Betriebsstrategie nimmt dem Fahrer die Entscheidung für eine streckenoptimale Abfolge der Betriebsarten ab. Ist das genaue Ziel der Fahrt durch die Eingabe entsprechender Daten ins Navigationssystem bekannt, werden Ladung und Entladung der Hochvolt-Batterie für die optimale Nutzung der Energie auf der Gesamtstrecke von bis zu 1.000 Kilometern gesteuert. Ziel ist es dabei beispielsweise, bergauf den Energieinhalt der Batterie für den Antrieb zu nutzen, um sie bergab durch Rekuperation wieder zu laden. Um das Rekuperationspotenzial der vor dem Fahrzeug liegenden Strecke zu berechnen, nutzt das System Daten aus dem Navigationssystem COMAND Online. Sie liefern beispielsweise in einem Ein-Meter-Raster bis zu sieben Kilometer vorausschauende Informationen über das Streckenprofil und Geschwindigkeitslimits.

Ist das Fahrtziel hingegen nicht bekannt, wird mit Hilfe von Abbiegewahr­scheinlichkeiten der vermutete Streckenverlauf zugrunde gelegt. Dabei berechnet das System die Wahrscheinlichkeit abhängig von der Straßen­kategorie. Ist das Hybridfahrzeug beispielsweise auf einer Autobahn unterwegs, geht es davon aus, dass es auf den nächsten sieben Kilometern auf der Autobahn bleibt.

 

Verkehrsbasierte Betriebsstrategie

Im Fahrprogramm E+ wird das Schubmoment in der E-Fahrt auf ein Minimum reduziert, sodass so oft und so lange wie möglich gesegelt wird. Starkes Bremsen nach einer längeren Segelphase oder zu frühes Segeln, bei dem anschließend erneut der Verbrennungsmotor gestartet werden muss, sind allerdings kontraproduktiv. Darum nutzt das System Radarinformationen, um sich im Kolonnenverkehr am vorausfahrenden Fahrzeug zu orientieren.

Mit Hilfe der Radarsensorik werden Abstand und Differenzgeschwindigkeit zum vorausfahrenden Fahrzeug erkannt. Genau in dem Augenblick, zu dem das Lösen des Fahrpedals zu einem verbrauchsoptimalen „Andocken“ an den Vordermann führt, erhält der Fahrer durch einen spürbaren Doppelimpuls im haptischen Fahrpedal die Empfehlung, vom Gas zu gehen.

Folgt er der Empfehlung, wird bei verfügbarer E-Fahrt der Verbrennungsmotor abgeschaltet und vom Antriebsstrang abgekoppelt. Das Fahrzeug geht in den Segelbetrieb. Sollte das vorausfahrende Fahrzeug seine Geschwindigkeit verringern oder der Abstand aus anderen Gründen kleiner werden, so setzt eine radarbasierte Schubregelung ein. Durch verstärkte Rekuperation der E‑Maschine wird der Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug entsprechend verändert – und Energie gewonnen.

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