Skandinavischer Luxus – Volvo Designer Thomas Ingenlath

by • 8. April 2016 • Design, MobilitätComments (0)6256

 

Thomas Ingenlath leitet das Design bei Volvo - mit höchst sehenswerten Ergebnissen

Thomas Ingenlath leitet das Design bei Volvo – mit höchst sehenswerten Ergebnissen

Volvo stand traditionell für Schwedenstahl und Sicherheit. Und für ausgefallenes Design. Seit Thomas Ingenlath 2012 als Leiter Design bei den Schweden angefangen hat, ist das ohnehin kühl-skandinavische Design noch reduzierter geworden.

Alles hört auf ein Kommando: Die Familienähnlichkeit von XC, S und V 90 ist unverkennbar

Alles hört auf ein Kommando: Die Familienähnlichkeit von XC, S und V 90 ist unverkennbar

Schön schlicht konnte Volvo ja schon immer. Das liegt in der skandinavischen Tradition, wie viele andere Firmen à la Bang & Olufsen beweisen. Was Formen, Farben und Materialien anbetrifft, hat die schwedische Marke immer schon Zeichen gesetzt. Aber auch bei den Funktionen ging es durchdacht zu. Der Eiskratzer, der hinter dem Tankdeckel verstaut war, konnte immer erreicht werden. Dass dort auch noch eine Abflussrinne für abtauenden Restschnee installiert war, hat einfach nordischen Stil.

Seit Thomas Ingenlath 2012 für das Design verantwortlich ist, sind noch ein paar Reduzierungen dazu gekommen, die erstmalig beim XC90 (td berichtete) und jetzt bei S90 und V90 ihren Niederschlag finden. Der Rundgang um das neueste Modell der Schweden fängt natürlich vorne an. Dort gibt es einen „Dash-to-axle“-Abstand, also die Strecke vom Armaturenträger zur Vorderachsmitte. „Den können wir, weil wir nur noch 4-Zylinder-Motoren verbauen, sehr kurz halten,“ so Ingenlath. „Das ist wiederum sehr gut für die Proportion des gesamten Fahrzeugs. Denn in der Oberklasse einen V8 zu verbauen gilt nicht mehr. Also können wir Premium gestalten, ohne Kompromisse.“

Aller Anfang ist - schön und zeitlos. Die neue Designsprache von Volvo hat Langzeitqualitäten

Aller Anfang ist – schön und zeitlos. Die neue Designsprache von Volvo hat Langzeitqualitäten

Das Lieblingskind des gebürtigen Krefelders ist – selbstredend – das Gesicht. Es sind  nur wenige Striche auf der Skizze, die auf die Horizontale abzielen. Rechts und links die extravaganten Scheinwerfer, die intern als Thor’s Hammer bezeichnet werden. Mittig das stark vergrößerte Volvo-Logo, dessen schräg stehenden Pfeil jetzt einer Diagonale folgt. Und dahinter der „Wasserfallgrill“ (Ingenlath). Feine, verchromte Vertikalstäbe, die konkav angelegt sind, „stehen für die Aufrichtigkeit von Volvo. Und sie werden aufgefangen von den schlichten, geraden symbolischen Linien in Thor’s Hammer.“

Da, wo man de meiste zeit verbringt - im Inneren - genießt man das Design vor allem selbst

Da, wo man de meiste zeit verbringt – im Inneren – genießt man das Design vor allem selbst

Ähnlich schlicht und reduziert geht es auch im Wageninneren zu. Allerdings hat Volvo dort mit dem XC90 einen Riesensprung bei Elektronik und Entertainment gemacht. Hier steht ein Touchscreen im Mittelpunkt, der so groß ist wie ein iPad. Dank dieser Technik können viele Funktionen dort in Untermenüs verpackt werden, so dass die Zahl der Knöpfe extrem reduziert ist. „Das hat etwas vom Bauhausstil,“ schmunzelt der 52jährige. „Nur machen wir es bei Volvo weicher, runder und auch ein bisschen gefälliger.“ Wie so etwas aussehen kann, belegen die Steller für die Belüftungsdüsen, die nicht nur edles Design widerspiegeln, sondern durch ihre Reduktion auch in Richtung Oberklasse zielen. Denn da will Volvo mit allen Baureihen hin.

Skandinavischer Luxus ist kein Lifestyle-Gimmick, sondern aufrechte, ehrliche Gestaltung.“

Schönes Beispiel dafür ist das „Juwel“, das als Stellelement für die Automatik geordert werden kann. Beim schwedischen Glas-Spezialisten Orrefors wird unter extremen Qualitätsanforderungen ein Wählhebel aus Kristallglas gestaltet, der optisch wie auch haptisch eine Klasse für sich ist. All das fasst Ingenlath unter dem Begriff „Skandinavischer Luxus“ zusammen, der „kein Lifestyle-Gimmick ist, sondern aufrechte, ehrliche Gestaltung.“ Auch wenn die Heckpartie des V90 um bis zu 25 Grad geneigt wurde, damit die Proportionen im Vergleich zum alten Modell besser werden, so ist klar, „dass es niemals zuvor einen Volvo-Kombi gab, der so luxuriös und einladend ist.“

Designskizze Volvo

Ingenlath, der auf mehr als 20 Jahre in leitenden Positionen bei Skoda, Audi und VW zurückblicken kann, hat bei Volvo einen Kulturwandel vollzogen, der das Design der verbauten Technik vorsichtig anpasst. Dabei ist Volvo „niemals retro“, sondern nutzt verschiedene Elemente, um „den Respekt vor der Firmengeschichte zum Ausdruck zu bringen.“ Noch konzentrierter, verspricht der Designchef, werde dieser Anspruch beim V90 Cross-Country umgesetzt werden.

Der Ausblick auf die Zukunft dieser Marke: Die Ästhetik mit wenigen Elementen wird sich auch in den 60er und 40er Baureihen fortsetzen. Denn, so ist Ingenlath überzeugt, es „gibt Marken, die mit vielen Elementen ihr Markenimage aufbauen. Aber Volvo wird bei diesem Trend nicht mitmachen, weil es einfach zu viele Abnutzungserscheinungen gibt.“

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