Cats – Jaguars F-Type

by • 17. April 2013 • MobilitätComments (0)1975

Der F-Type in artgerechter Umgebung - auf der Rennstrecke

Der F-Type in artgerechter Umgebung – auf der Rennstrecke

Drei sind eine Gruppe, das haben schon die alten Römer so gesehen. Drei F-Types von Jaguar sind eine ganz besondere Gruppe. Agil. Kampfstark. Dynamisch. Und jeder dieser Zweisitzer hat es faustdick unter der Haube. Der einfache F-Type begnügt sich mit 340, das Schwesterchen hat 380 PS. Und der große Bruder, der Kater aus der Gruppe, tritt mit 495 PS an. Das kann heiter werden.

Perfekt geschnitten - passt in jeden Rückspiegel

Perfekt geschnitten – passt in jeden Rückspiegel

Auftritt F-Type. Er sieht wahnsinnig gut aus. So viel einmal vorab. Gieriger Schlund plus zwei Seitenkiemen an jedem Ende der Schnauze. Splitter unter dem Kühler. Zwei Öffnungen auf der Haube. Dann das sehr kurze Greenhouse und ein knackiger Jeans-Po, der sich über sehr muskulösen Koteflügeln mit kurzen Überhängen spannt. Die Linienführung ist sehr stringent, so dass die Spannung aufkommt, die beabsichtigt war. Ein bisschen so wie weiland die Muscle-Cars. Dosenfutter? No way. Diese Katze legt schon Wert auf Feinkost. Milch im Schälchen? Auch nicht, da müssen schon hochexplosive Grundstoffe her. Aber dazu später mehr.

Entree? Auch das ist nicht wie bei jedermann oder jederkatz. Wie die Kralle einer auf Angriff gepolten Katze fahren an den Türen die Griffe aus, wenn sich der Zugangscode in Form eines Keyless-Go nähert. Oder wenn die Katze unterhalb von 3 km/h beim Ausrollen ist. Ansonsten ist die gesamte Seite eine glatte Fläche. Wer jetzt den elegant gestylten Griff zieht, öffnet den Sesam zu einem sehr fahrerzentrierten Interieur. Mit einem Schlupf geht es hinein in die fein belederte Sitzgelegenheit, die bei den Competition-Sitzen sehr weit nach oben reichende Kopf- und Schulterstützen enthält. Kurze Justage an den Stellern, die sehr griffgünstig liegen. Und dann noch an einem feinen Rädchen die  Seitenführung weiter gespannt. Und zack ist der Pilot mit dem Möbel verschweißt. Nur noch gurten, dann kann gestartet werden.

Dezente Farben stehen dem F-Type auch. Und machen ihn nicht langsamer

Dezente Farben stehen dem F-Type auch. Und machen ihn nicht langsamer

Das F-Kätzchen aus dem Rudel hört sich im Leerlauf an wie die alten Turbo-Prop-Flieger, wenn sie sich warm laufen. Einen ersten zaghaften Gasstoß später brüllt das Kätzchen wie eine mittelgroße Raubkatze. Hebel auf D (alle F-Katzen schalten mit 8-Gang-Automat), und erst mal vorsichtig vom Hof. Schließlich sind hier schon 73.400 Euro auf den Rädern. Nach kurzem Anlauf bietet die erste Auffahrt zur Stadtautobahn und gleich die Gelegenheit, das Biest mal etwas mehr zu fordern. Brüll, sprötzel beim Hochschalten und ruckzuck liegt schon mehr an Tempo an, als hier erlaubt ist. Die Kleine braucht nur 5,3 Sekunden, um die 100 zu erreichen. Und bei gedrücktem Fuß geht es auch geradewegs so weiter. Derweil scharrt das Power-Riegelchen ordentlich mit den Krallen. Auch ohne den eigentümlicherweise kupferfarben umrandeten Dynamik-Knopf. Sportlich. Oder wie es der Jaguar Marketing-Mann ausdrückt: Der F-Type ist der wichtigste Jaguar der letzen 50 Jahre. Deshalb braucht es wohl Alleinstellungsmerkmale. Wohlan denn. Dann harren wir der Ausfahrt und der ersten ernsthaften Kurven. Auch hier zeigt die kleine Katze, dass ihre Krallen wohl geschärft sind und sie das Hakenschlagen von den Eltern à la XKR gelernt hat. Mit den Padeln oder auch am Stickshift lassen sich, bei sehr zügiger Reise, die einzelnen Gänge vorlegen. Schnurrt die Katze lediglich gemütlich über Land, ist es kein Problem, die Schaltarbeit dem Automaten zu überlassen.

Sind alle Katzen grau? Mitnichten. Die Schwester mit dem Zusatzkürzel S und den 40 Mehr-PS ist in ein organgerotes Kleid gehüllt. Eine Farbe, die dem darunter verbauten Aluminium noch ein gewisses Hallo aufsetzt. Neben der farblichen Änderung und dem Kräftezuwachs bietet F-Type Nummero 2 auch noch ein paar technische Finessen. Als da wären: ein Adaptive Dynamics genannter Eingriff in die Geschmeidigkeit und Sicherheit der Bewegung, ein aktiver Auspuff, der dem Schreien der PS auch die entsprechende Sound-Note verpasst. Zusätzlich noch ein mechanisches Sperrdifferenzial, das dem Po dabei hilft, die Katze nicht zahnlos erscheinen zu lassen. Und eine verbesserte Bremsanlage, denn mit 1.597 Kilo ist der F-Type trotz 141 Aluteilen, 18 Gussteilen und nur 24 Stranggussteilen wahrlich kein Federgewicht. Und die coole Katze kann so besser und sehr nachdrücklich um die Ecken fegen. Da könnten die Marktforscher und Analysten durchaus auf der richtigen Spur sein: ein Jag für Neueinsteiger, für Freigeister, für noch-nicht-Angekommene. Eine cool Cat, die mit 4,47 Meter schon auch stattlich in Erscheinung tritt. Und trotzdem die Nonchalance eines Roadsters vor sich her trägt. Als Preis für den in-4,9-Sekunden-auf-100-Feger rufen die Engländer satte  84.900 auf. Nicht von Pappe, das.

Last but not least kommt der stramme Kater auf die Piste, dehnt und strecket sich, macht einen Buckel und schleckt sich die heißen Pfoten. Inferno wäre unter Umständen die richtige Bezeichnung für das, was hier grollt. Wer jedoch im Angesicht von fünf Hubraumlitern meint, dass es sich beim V8S um das Big-Block-Bollern amerikanischer Prägung handelt, der wird enttäuscht werden. Der starke Junge mit den vier Endrohren hört sich eher farrariesque an, sirrt mit vielen Hochtönen und sprotzelt jedes Mal frech, wenn der Fahrer den Fuß auch nur kurz vom Gas nimmt. Unter leichtem Zug klingt er etwas bassiger als die Kleinen, aber unter Volllast ist er wirklich das Inferno, das eingangs beschrieben wurde. Die acht Gänge knallen dazu in Bruchteilen von Sekunden durch die Box, während an den vier Endrohren die Posaunen von Jericho um Gnade wimmern.

Bei allen drei Geschwistern ist die Last für Vorder- und Hinterachse im Verhältnis 50:50 verteilt, was der Traktion und auch dem Kurvenhandling sehr zugute kommt. Das bei klassischen Roadstern übliche Stoffdach lässt sich bis 50 km/h in nur zwölf Sekunden öffnen und genau so schnell schließen. Und wie bei Hightech Outdoor Kleidung sorgen auch bei den Katzen tekky Materialien für guten Isolierung und Lärmschutz. Hinzu kommt, dass auch im geschlossenen Zustand noch sehr gute Sicht gegeben ist, was bei Roadstern nicht unbedingt zum guten Ton gehört.

Die drei F-Types bieten für jeden Geschmack eine Option. Der kleine Sechszylinder ist bei seinem Preis wahrlich kein Einsteigerfahrzeug, aber er bietet den Mittelalten, die immer schon mit Jaguar geliebäugelt haben die Möglichkeit, sich mit 18 Zoll-Rädern dem Fortschritt zu nähern. Ein wenig mehr darf es beim F-Type S sein, der nicht nur auf 19-Zöllern rollt, sondern auch durch eine mechanische Sperre den Sportgeist weiter voran treibt. Das darf und muss er auch tun, da sich der Preis ebenfalls anpasst. Auf größtem Fuß und mit 99.900 Euro auch mit der stärksten Belastung für das Konto stellt der V8S die Krönung dar. 20 Zöller mit 30er Flachbettreifen, vierflutiger Auspuff, dessen Endrohre rechts und links am Heck sitzen und Kraft und Performance satt. Da darf man dann auch die Frage stellen, wo man so viel Pferdestärke zu solch günstigen Konditionen erwerben kann.

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Dass alle drei Katzen auch eine Eco-Taste besitzen, ist dem Thema Nachhaltigkeit geschuldet. Sinngebend ist das im Alltag sicher schon. Wird aber etwa der V8 als das hergenommen, was er auch ist, nämlich ein Mitglied im 300-km/h-Club, kann der Eco-Schalter an sein. Nachhaltigkeit geht aber anders. Dafür ist ein Fahrspaß geboten, wie man ihn bei Jaguar aus den Baureihen XK und den Fahrzeugen mit dem Zusatzbuchstaben R kennt. Und wer in 4,3 Sekunden auf 100 sein will, darf es nicht mit Müsli versuchen. Das muss mehr Power her. Zum Beispiel in Form eines Spoilers, der aus dem Heckdeckel hochfährt und 120 Kilo mehr Anpressdruck für die Hinterachse erzeugt. Wer unter dem Deckel einen richtigen Kofferraum vermutet, ist falsch beraten. Der sollte sich den XF Sportbrake zulegen. Die drei F-Type sind Fahrmaschinen bester englischer Provenienz. Da muss das ganz kleine Reisegepäck reichen, weil nur 196 Liter Platz finden. Macht aber nix, denn es sind Fahrmaschinen und keine Reiselimousinen, die ab 25. Mai zu Gebot stehen.

Warum sich Jaguar mit dem F-Type unbedingt in die Nähe von Porsche 911, Audi R8 Spyder und Aston Martin V8 Vantage positionieren will, ist unerfindlich. Es ist ein F-Type, der schon jetzt das Zeug zum Klassiker hat. Ein Jaguar, wie er seit 50 Jahren nicht mehr im Buch stand. Jetzt ist er endlich da.

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