Fire & Schweiss – Mit Jaguar und Volvo auf Schnee-Schuhen

by • 17. Februar 2013 • Lebensart, MobilitätComments (0)2391

Der Jaguar XF ist allradbeseelt auch auf Schnee in seinem Element

Der Jaguar XF ist allradbeseelt auch auf Schnee in seinem Element

Gern genommen. Mal ein bisschen ausprobieren, was wirklich geht, wenn die Räder und Reifen kaum bis keinen Halt finden. Jaguar hatte die neuen AWD-Geräte XJ und XF gesattelt, Volvo bot mit den AWD V40 und den entsprechenden R-Modellen auch Spektakel satt. Auf los, rutschen wir los.

Der luxuriöse XJ gehört zu den schöneren , leider auch selteneren Erscheinungen auf unseren Straßen

Der luxuriöse XJ gehört zu den schöneren , leider auch selteneren Erscheinungen auf unseren Straßen

Peter Modelhart, Geschäftsführer Jaguar Land Rover Deutschland, hatte allen Grund zur Freude. Während 2012 für einen Großteil der Branche – bis auf die explodierenden Märkte in Russland und China – eher Flaute herrschte, hat JLR oder Jaguar Land Rover, in 2012 ein sagenhaftes Plus von 30,4 Prozent erwirtschaftet.

Da kann man natürlich auch über rutschiges, weil verschneit-vereistes Geläuf lächeln. Zumal, wo die Marke mit dem Katzennamen just zur Winterszeit zwei vierradgetriebene Modelle am Start hatte. Der Jaguar XJ und auch der XF werden allerdings nicht nur mit den vier angetriebenen Rädern ausgestattet, sondern mit komplett neuer Technologie. Das fängt schon beim AWD an, der so Modelhart, keineswegs ein Griff ins Land Rover Regal war, sondern eine Neuentwicklung von und für Jaguar.

Neu auch der 3-Liter Benziner mit Kompressor-Aufladung, der nur für die Allradler zur Verfügung steht. Der V6 drückt mit 450 Newtonmeter auf die Wellen und erzeugt aus den sechs Töpfen 340 PS. Im eigens integrierten Wintermodus verteilen die Katzen den Wunsch nach Vortrieb im Verhältnis 30 zu 70 auf Vorder- bzw. Hinterachse. Zu dem so angereicherten Menu serviert Jaguar noch ein 8-Gang-Getriebe, das weich und möglichst verbrauchsarm schaltet, so man die Finger von den Paddeln lassen kann. Als unterstützende Maßnahme verbaut Jaguar auch noch ein Stop-Start-System. Das heißt nur bei Jaguar und Land Rover deshalb andersherum, weil, so der groß gewachsene Geschäftsführer, „ein Auto erst einmal im Stop Modus ist, bevor man es starten kann.“

Also Starttaste gedrückt und raus auf Eis und Schnee. Wie viel schweißtreibende Arbeit uns die vielen elektronischen Helfer heutzutage beim Autofahren abnehmen, merkt man nicht nur am AWD, sondern auch bei Glätte. Fast wie auf Schienen bewegen sich XJ und XF über den leicht verharschten Schnee. Nur bei vereisten Straßenpassagen ist man, wie bei Aquaplaning auch, nur noch Passagier. Trotz AWD. Lediglich bei gewaltsamem Eingriff in die Fahrt, kommen sowohl XJ als auch der leichtere XF ein wenig ins Schwanken.

Dann müssen wir die Taste für die Helfer wohl mal zehn Sekunden drücken und warten, bis ein leises Ping bestätigt, dass alles aus ist. Und in den S-Modus umstellen. Und ab dafür. Heissa, das ist eine wahre Freude, wenn zu dem Fire aus den sechs kompressierten Töpfen der Schweißan den Handinnenflächen dazu kommt. Oder in den Socken, je nach Naturell. Denn mit dem Fuß auf dem rechten Pedal lässt sich auch der große, schwere XJ locker in einen Schneewalzer zwingen. Oder, wenn man bei gegenläufig zur Fahrtrichtung eingeschlagenen Vorderrädern mal auf Vollgas geht und dann den Fuß etwas zurück nimmt. Dann tanzen XJ und XF im Kreis wie die Wilden. Und schmeißen dabei jede Menge Schnee um sich.

ReVOLVOer

Volvo hat mit dem V40 ein echtes Schmuckstück entworfen

Volvo hat mit dem V40 ein echtes Schmuckstück entworfen

Wie aus der Pistole geschossen springt der Volvo V40 Cross-Country los. Der Junge hat neben dem Vierradantrieb (Serie) auch noch den 254 PS starken Direkteinspritzer unter der Haube.Wenn dann die Horde der 254 Pferde sich über die Räder hermachen, suchen die Reifen für einen kurzen Moment nach Grip und treiben danach die Fuhre umso vehementer nach vorn. Auf trockenen und auch auf schneefeuchten Straßen macht das schon irrsinnig Laune. Man sollte lediglich beim Einlenken in die Kurve etwas zögerlicher sein als mit einem Heckantrieb. Aber beim Hinausbeschleunigen kann der Fahrer sehr früh ans Gas gehen und somit der Freude noch ein kleines Sahnehäubchen aufsetzen.

Und weil auf dem Weg zum Exerziergelände ein Großteil der Strecke mit einer dichten und fest gefahrenen Schneedecke versehen war, konnte der crosse Countryboy zeigen, was er drauf hat: sehr, sehr viel! Stimmig, elegant und fast ohne mit einer der beiden Achsen zu zucken, nimmt der V40 Cross Country jede noch so schwierig anmutende Herausforderung an. Natürlich ist die Kraft dabei in so großem Maße vorhanden, dass er manches Mal mit der Hinterhand ausschlagen will, aber die Elektronik fängt den flinken Burschen immer wieder ein. Ohne zu nerven oder den Fahrspaß einzuschränken.

Richtig lustig wird es auch bei Volvo erst, wenn man im Untermenü von „My Car“ die Elektronik zur Ruhe bettet. Da lässt es sich mit dem Volvo herrlich quer durch die Kurven driften, während die Hinterräder wie ein Außenborder heftig mit Schnee um sich schmeißen.

Gezeichnet aber entspannt: Skandinavier kommen mit kaltem Wetter ja bekanntlich gut klar

Gezeichnet aber entspannt: Skandinavier kommen mit kaltem Wetter ja bekanntlich gut klar

Ganz so geschmeidig geht es mit dem Heckantrieb und dem Volvo R natürlich nicht. Der R, der sich durch sein Himmelblau entsprechend in Szene setzt und auch sonst auf einige kleine Features baut, ist im Normalmodus sehr entspannt zu bewegen. Nur wenn man ihm das elektronische Lasso abnimmt, verlangt er nach kundiger Hand, um geschickt und glatt den Parcours zu umrunden. Das ist aber auch nicht sein Homerun. R steht bei Volvo für gemischte Belederung der Sitze (Glatt- und Alcantara-Leder), für Fünfspeichen-Felgen, Spoiler und Diffusor und eine gewissen Tiefe in der Annäherung an die Straße. Kurz: ein Sportler. Da kommt es besser, wenn man im Geläuf auf die volle Traktion trockenen Belags setzen und den Racer entsprechend zackig in die Kurven schmeißen kann. Willig macht er die Eskapaden vom Schnee mit und teilt sich im ebenfalls blau hinterlegten Display mit.

Der R-Volvo ist auch noch mit einem Sportfahrwerk erhältlich, das in Zusammenarbeit mit dem schwedischen Rennfahrer Robert Dahlgren (Polestar Black R Team) entwickelt wurde. Das ist sicherlich für sehr Engagierte die richtige Lösung. Aber für den normalen Volvo-Treiber ist der R mit dem urbanen Charme auch so schon gut genug. Fahrwerk, Motor (die ganze Palette ist erhältlich), Ausstattung und die dezent platzierten R-Design Logos weisen deutlich genug darauf hin, dass hier einer kommt, der es in sich hat. Dicke backen braucht der R nicht zu machen. Es kommt schließlich darauf an, was drin ist. Und nicht, was durch Aufkleber suggeriert wird.

Schade eigentlich, dass der Schnee bald weg sein wird. Denn mit der weißen Pracht kann der User auch auf großen, ungeräumten Flächen seinen Spaß haben. Auf öffentlichen Straßen indes sollte die Elektronik eingeschaltet bleiben. Wäre zu schade, wenn das Auto durch Übermut ruiniert würde. Da ist es schon spaßiger, sich mit durchdrehenden Reifen bei einem AWD den Schnee selbst durch das leicht geöffnete Fenster in den Innenraum zu schaufeln.

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